Verband der Sportboot- und Schiffbau-Sachverständigen

Wertvorstellung - Die Vorteile eines unabhängigen Wertgutachtens beim Eignerwechsel einer Yacht

Der Gebrauchtbootmarkt spielt nach wie vor eine große Rolle in der Wassersportbranche. Im Vergleich zu Kraftfahrzeugen ist der Lebenszyklus eines Sportbootes weitaus länger. Der Zahn der Zeit nagt hier mal mehr, mal weniger. Die Werthaltigkeit unterliegt neben der Zeit aber auch weiteren Kriterien, für deren Beurteilung und quantitativer Bewertung es der Expertise von Fachleuten bedarf.

Sachverständiger Uwe Gräfer, selbstständiger Sachverständiger aus Hamburg und Mitglied im VBS e.V.  beschreibt uns im vorliegenden Filmbeitrag die Vorgehensweise bei der Erstellung eines Wertgut­ach­tens, welches der Eigner im Rahmen des Verkaufs seiner Yacht in Auf­trag gegeben hat. Bei dem Schiff handelt es sich um eine Compro­mis 999 gebaut in den Niederlanden aus dem Jahre 1993. Also durchaus ein Bootsalter in dem ein kritischer Blick hinter die Kulissen nicht fehlen sollte. 
Die Begutachtung beginnt, wie häufig an Deck mit der Beurteilung des Gesamtzustandes sowie der Suche nach augenscheinlichen Beschä­di­gungen. So kann bereits der Bugkorb einer Yacht Zeitzeuge so manch missglückter Manöver sein. Ramplings mit Steganlagen, Pfählen oder in der Schleuse sind keine Seltenheit. Entsprechende Verformungen oder Kratzer geben Aufschluss darüber. Unsere Compromis macht in die­sem Punkt eine gute Figur, der bisherige Skipper hat hier augen­schein­lich keine bleibenden Eindrücke hinterlassen. 
Das stehende Gut, bestehend aus Wanten und Stagen hat ein doku­men­tiertes Alter von 10 Jahren. Nicht selten findet man Boote, die noch mit der Erstgarnitur bestückt sind. Daher zunächst ein Pluspunkt, den­noch sind 10 Jahre ein Alter, bei dem eine Erneuerung gedanklich ein­ge­plant und budgetiert werden sollte. Insbesondere Versicherungs­gesellschaften sehen hier gerne ein Auswechseln nach 10-15 Jahren.

Die Begutachtung wird anschließend im Cockpit weitergeführt. Es folgt die Überprüfung auf Spiel in der Seilzugmechanik des Steuersystems. Unser Gutachter kann hierbei nichts Nachteiliges entdecken, lediglich ein leicht erhöhter Widerstand durch die Mechanik des Autopiloten lässt sich ausmachen. Auch der Zustand der Fallwinschen gibt keinen Anlass zur Kritik. Die Befettung scheint in Ordnung zu sein, ein sauberes Klicken der Sperrklinken ist zu vernehmen. Aber auch unter Deck gibt es ebenfalls wichtige Punkte zu prüfen. Uwe Gräfer wirft einen kritischen Blick auf den Bereich der Mastunterstützung. Erfreu­licher­weise sind hier keine Anzeichen einer Absenkung zu erkennen. Nicht selten kommt es hier gerade bei Booten älteren Baujahres zu Problemen, die aufwändige Reparaturen nach sich ziehen können. 
Ein Blick in die Bilge gibt weitere Entwarnung. Sie ist trocken. Es gibt keine Anzeichen von Schädigungen oder Reparaturen, die häufig ein Anzeichen von früheren heftigen Grundberührungen sein können.  Es folgt eine Probefahrt. Der Motor springt erfreulich gut an, sämtliche Alarmsignale verstummen nach dem Start, die Leerlaufdrehzahl liegt im erwarteten Bereich. So soll es sein. Dieser positive Eindruck setzte sich bei einem Fahrtest bis zur Nenndrehzahl fort. Die erreichte Ge­schwin­digkeit liegt dabei in der erwarteten Größenordnung, der Propeller ist demnach ebenfalls sauber abgestimmt. 
Im letzten Schritt wird das Boot aus dem Wasser genommen und zunächst im Bereich des Unterwasserschiffes gereinigt, um eine Beurteilung durchführen zu können. Die Yacht verfügt über einen Saildrive. Der montierte Aluminiumpropeller zeigt keine Be­schä­di­gungen oder auffälliges Spiel. Auch gibt es weder am Propeller noch am Schaft des Antriebes übermäßige Korrosionserscheinungen. Der untergebolzte Gusseisenkiel ist frei von Kritikpunkten. Weder gibt es Auffälligkeiten oder Undichtigkeiten in der sensiblen Verbindung zwischen Rumpf und Kiel, noch in anderen Bereichen, die auf eine heftige Grundberührung schließen lassen. Es bestätigt sich hiermit der bereits positive Eindruck aus der Beurteilung der Bilge.
Abschließend lässt sich unserer nunmehr 30-jährigen Niederländerin ein erfreulich guter Zustand attestieren. Die während der Be­gut­ach­tung dokumentierten Beobachtungen werden in einem ent­sprech­enden Gutachten zusammengefasst und dienen sowohl dem Käufer wie auch dem Verkäufer als unabhängige Verhandlungsgrundlage. Mit Mehrwert für beide Parteien. 


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