Verband der Sportboot- und Schiffbau-Sachverständigen

Prinzip "Ursache und Wirkung" - Warum das Hausboot auf Tiefe ging

Hausboote liegen im Trend. Das lässt sich auf Wassersportmessen ebenso erkennen wie in der stetig wachsenden Anzeigenvielfalt ein­schlägiger Vercharterer oder Reiseanbieter. Auch wenn es sich bei einem Hausboot sicherlich um eine recht spezielle Auslegung eines Wasserfahrzeugs handelt, sollte hier trotzdem die Sicherheit und ungetrübte Freude an der Nutzung sichergestellt sein. 
Dennoch gibt es auch Grauzonen bei den „Häusleboot-Bauern“, mit­unter auch das eine oder andere schwarze Schaf, das sich mit auf der „Weide tummelt“ Es ist eben nicht nur damit getan ein Holzhaus auf einen Ponton zu schrauben.
Mit welchem Ergebnis dabei im schlimmsten Fall gerechnet werden muss, sehen wir im aktuellen Fallbeispiel. Unser Sachverständiger Dipl. Ing. Jörg Albrecht untersucht ein havariertes Hausboot, welches auf­grund zunächst ungeklärter Ursache gesunken ist. Grund genug für den Eigner zur Schadensklärung einen Sachverständigen mit ein­zu­beziehen. 

Dipl. Ing. Schiffbau und Meerestechnik Jörg Albrecht beginnt seine Untersuchung zunächst mit einer äußeren Sichtprüfung und doku­mentiert seine Beobachtungen mittels Fotos. Hierbei stellt er zunächst einen Sekundärschaden der Havarie fest. Im Rahmen der Bergung wurden im Bereich der Kranösen aufgrund zu großer Krafteinleitung Verformungen an der Stahlstruktur verursacht. 
Die primäre Ursache für den Untergang des Bootes wird allerdings eher im Bereich der Schwimmer zu finden sein, da diese den nötigen Auftrieb der Konstruktion unterhalb des bewohnbaren Bereiches sicherstellen. 
Im Beispiel sind die Schwimmkörper aus Thermoplast gefertigt. Dieses an sich recht robuste Material zeigt bei näherer Betrachtung allerdings eine unsachgemäße Verarbeitung bzw. bereits konstruktive Mängel.  
Auf der Oberseite eines Schwimmers ist eine Inspektionsluke installiert worden. Der Deckel zu dieser Lukenöffnung liegt lediglich plan auf dem Schwimmkörper auf. Ohne Süll und ohne Dichtung, fixiert lediglich mit vier Maschinenschrauben, die unsachgemäß und in völlig un­zu­rei­chen­den Abständen sehr nah am Rand des Ausschnitts durch das Material geführt wurden.

Grundsätzlich sollte jede Form von Lukenausschnitt immer einen Süll, also einen Flansch, senkrecht zur Ausschnitts-Ebene besitzen. Ein Süll kompensiert den Festigkeitsverlust durch den entstandenen Ausschnitt und steift zudem auch den sonst recht labilen Randbereich einer Lu­ken­öffnung aus. Im Filmbeitrag lässt sich gut erkennen wie weich dieser Bereich ist und wie leicht er sich einzudrücken lässt. Die Ma­te­rial­stärke wird mit 9-10mm gemessen und dokumentiert. Zusätzlich wird ein Süll in der Praxis auch häufig zur Anlage geeigneter Dich­tungen genutzt. 
Im Beispiel unseres havarierten Hausbootes ist all das aber leider nicht der Fall. Das Wasser hatte leichtes Spiel in den Auftriebskörper einzu­dringen. Mit fataler Wirkung! Hat das sukzessive Eindringen des Was­sers erst einmal begonnen, sinkt das Boot aufgrund des höheren Gewichts tiefer ein. Die Wahrscheinlichkeit weiteren Eindringens wird größer, sofern die Lenzpumpen nicht dagegenhalten können. Auch die Installation der Batterien in diesem Bereich ist als kritisch zu bewerten wie Herr Dipl. Ing. Albrecht erläutert. Denn steht die Batterie erst einmal tief genug im Wasser, ist auch die Lenzpumpe nur noch eine theoretische Möglichkeit das Boot über Wasser zu halten. 
Im weiteren Verlauf des Beitrags sehen wir, wie man es konstruktiv besser machen kann. Der VBS-Sachverständige erläutert anhand von ähnlichen Auftriebskörpern, wie eine entsprechende Lukenöffnung aussehen sollte. Diese ist mit einem Süll im Bereich des Ausschnitts versehen und verfügt darüber hinaus noch über eine Wanne, die ein vollständiges Fluten des Auftriebskörpers verhindert. So eine kon­struk­tive Lösung ist gute Praxis und lässt auch keine Probleme erwarten.
Das Beispiel aus diesem Beitrag stellt lediglich einen kleinen Ausschnitt möglicher Untersuchungen an Havarie-Schäden dar. Gleichzeitig ver­deut­licht es aber auch sehr eindrucksvoll welche Tragweite schein­bar kleine konstruktive Mängel haben können.  Gerade im Bereich der Schadensbeurteilung und Ursachenfindung bedarf es fundierter Kenntnisse um Kausalitäten zu erkennen und mögliche bauliche aber auch konstruktive Mängel als Ursache identifizieren zu können.  
Die VBS-Sachverständigen besitzen die nötige Expertise und Erfahrung um Sie bei der Einforderung möglicher Schadenansprüche unter­stüt­zen zu können. Sei es bei kleineren Mängeln, oder auch im Rahmen eines Rechtsstreits als vereidigter Sachverständiger.


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