Verband der Sportboot- und Schiffbau-Sachverständigen

Motoren - Was schlummert im Maschinenraum?

Nicht nur bei Motoryachten ist der Zustand der Antriebsmaschine(n) ein großes Thema. Grundsätzlich rückt beim Kauf eines Gebrauchtbootes die Frage nach Zustand und Beurteilung dieses Bereiches immer wieder in den Vordergrund. Eine Neuanschaffung kann hier teilweise den Gebrauchtwert des Bootes deutlich übersteigen. Auf der anderen Seite können auch ältere Bootsmotoren, gut gewartet und gepflegt noch viele Jahre zuverlässig ihren Dienst verrichten. Sofern man nicht selbst vom Fach ist, sollte man durchaus die Einbeziehung eines Experten in Betracht ziehen. Denn nicht nur die Motoren selbst, sondern auch die Antriebseinheit und die maritime Einbausituation erfordern viel Erfahrung bei Ihrer Beurteilung.

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Das Filmbeispiel zeigt unseren Sachverständigen Daniel Brandt bei seiner Inspektion der Antriebsanlage einer Motoryacht im Rahmen einer Kaufberatung. Hierbei geht es zunächst vor allem um eine reine Sichtprüfung. Diese sollte im Falle eines Falles noch durch eine Prüfung auf dem Wasser ergänzt und verifiziert werden. Denn natürlich gibt es Themen, die ausschließlich bei laufender Maschine valide überwacht werden können. Dennoch liefert bereits eine Sichtprüfung wertvolle Aufschlüsse über den Gesamtzustand und steht auch trotz einer ergänzenden Beurteilung auf dem Wasser immer an erster Stelle.

Der Sachverständige verschafft sich zunächst einen Überblick über die vorhandenen Systeme. Ein-, oder mehrmotorig, welches Antriebskonzept?  Also konventionelle Welle, Saildrive oder wie im Fallbeispiel ein Z-Antrieb. Jedes Konzept hat seine individuellen Stärken, aber auch Schwachstellen und erfordert demzufolge eine dezidierte Vorgehensweise. Auch die räumlichen Gegebenheiten sind häufig unterschiedlich. Motoryachten sind hier in der Regel im Vorteil, die Maschinenräume sind meistens bereits für größere Antriebsaggregate ausgelegt und nicht selten hat sich die Werft auch bereits beim Bau der Yacht Gedanken über erforderliche Servicearbeiten gemacht.
Wir sehen im Film eine zweimotorige Motoryacht mit Z-Antrieben. Der erste Teil der Beurteilung erfolgt im Maschinenraum selbst. Dieser ist über große Lukendeckel bequem zu erreichen, was auch für die Antriebsmaschinen selbst gilt. Herr Brandt kontrolliert den Zustand der Bilge auf Trockenheit bzw. auf Spuren möglicher Flüssigkeitsaustritte. Die Bilge an sich ist zwar trocken, zeigt aber dennoch Spuren von Kühlflüssigkeit. Dank der Erfahrung und Sachkenntnis kann eine Leckage aber schnell ausgeschlossen werden. Pumpen, Schläuche und Schlauchanschlüsse sind trocken und zeigen keine Spuren von Kühlmittelaustritt. Also erstmal Entwarnung…! Die Restmenge der Kühlflüssigkeit in der Bilge ist vielmehr auf den Befüllungsvorgang beim Einwintern zurückzuführen.

Die weitere Sichtprüfung zeigt keine losen Kabel, Schläuche oder Nebenaggregate. Alles sitz fest und trocken an Ort und Stelle. Auch die Riemenspannung macht einen guten Eindruck. An der Steuerbordmaschine befinden sich jedoch Rostspuren. Diese deuten darauf hin, dass dieser Bereich Wasser ausgesetzt war oder eventuell noch ist. Mögliche Gründe hierfür, wie zum Beispiel undichter Krümmer, Krümmer- oder Kopfdichtung können allerdings nur bei laufendem Motor weiter untersucht werden.
Ebenfalls geben Ölstand und Ölzustand Aufschluss über den Motor und gegebenenfalls seine Wartungshistorie. Stimmt der Ölstand nicht, kann das ein Zeichen mangelnden Services sein aber auch andere, deutlich schlimmere Ursachen haben, die weitere Untersuchungen erfordern. Metallisches Glänzen im Öl, oder eine milchige Emulsion wären deutliche Alarmsignale, dass etwas nicht stimmt. Der qualifizierte Sachverständige kann darüber hinaus weitere natürlich auch Untersuchungsmaßnahmen einleiten wie zum Beispiel die Untersuchung einer Ölprobe.
Ist allerdings wie in unserem Beispiel der Ölstand korrekt und auch die Erscheinung des Öls einwandfrei kann man hiervon bereits einiges über den Gesamtzustand ableiten bevor der Motor überhaupt zum Leben erweckt wird. Nahezu frisches Öl im Winterlager zeigt auch, dass der Eigner erfreulicherweise den Ölwechsel bereits durchgeführt, das Thema Wartung also auch ernst genommen hat.
Im 2. Schritt wird die Antriebs Einheit genauer unter die Lupe genommen. Gerade die kompakte Bauweise von Z-Antrieben wie in unserem Beispiel erfordern fundierte Kenntnis der Bauweise, aber auch Erfahrung in der Beurteilung von möglichen Schäden die sich durch den Betrieb ergeben. Verschlissene Faltenbälge, undichte Hydraulikleitungen, Probleme am Kühlwassereinlass, um einige zu nennen. Glücklicherweise ist bei der inspizierten Motoryacht alles so wie es sein sollte. Keine Hydrauliköl Leckagen, sogar neu montierte Faltenbälge und auch kein Ölaustritt im unteren Bereich des Antriebes, der auf einen defekten Simmerring hindeutet.

Zu guter Letzt wird noch der Zustand der Propeller überprüft. Häufig sind hier Verformungen oder Ausbrüche nach Berührung mit Grund oder Treibgut zu verzeichnen. Diese sind nicht tolerierbar und führen zu Vibrationen und vermindertem Wirkungsgrad. Beides Störungen im System, die früher oder später zu Sekundärschäden führen können. Auch hier zeigt sich das untersuchte Schiff in einem tadellosen Zustand. Sofern im Rahmen einer zweiten Inspektion auf dem Wasser keine weiteren Auffälligkeiten gefunden werden, kann der Beurteilung der Antriebanlage dieser Motoryacht ein für den Kaufentscheid gutes Ergebnis attestiert werden.

Ein Ergebnis das mit einem Sachverständigen des VBS auch auf belastbaren Fakten beruht.

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