Verband der Sportboot- und Schiffbau-Sachverständigen

Rigg Begutachtung - Nicht alles Gute kommt von oben!

Riggs stellen bei Segelyachten zwar einen vitalen Teil des Gesamtsystems dar, werden aber häufig wenig beachtet. Nicht zuletzt auch im Bereich des Gebrauchtbootkaufs. Das ist eigentlich erstaunlich, zumal hier nicht nur kritische Schäden mit erheblichen Kosten, sondern schlimmstenfalls sogar eine reelle Gefahr für Mannschaft und Schiff auftreten können.

Grund genug also sich mit diesem Thema eingehend zu beschäftigen, auch wenn man Kaufabsichten an einem Gebrauchtboot erwägt. Denn beim Rigg lässt sich die alte Binsenweisheit „Alles Gute kommt von oben“ sicherlich nicht grundsätzlich bestätigen.

Im Fallbeispiel sehen wir den Sachverständigen Thomas Kauffmann bei seiner Inspektion des Riggs auf einem Katamaran. Betrachtet wird hierbei stehendes und laufendes Gut. Also quasi Hard und Software des Riggs. Zur Begrifflichkeit, Mast, Baum, Spibaum sowie Wanten und Stagen gehören zum stehenden Gut, während alle Fallen, Strecker und im weitesten Sinne noch die Schoten zum laufenden Gut gezählt werden.

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Beide Teilbereiche sind Verschleiß und Belastung durch auftretende Kräfte, Korrosion und UV-Strahlung ausgesetzt. In der Regel sind Schäden am stehenden Gut aber als deutlich gravierender einzuschätzen.
Wanten und Stage sind im Betrieb einer ständigen Wechselbelastung ausgesetzt. Das hat zur Folge, dass je nach Auslegung des Riggs und der entsprechenden Benutzung ein regelmäßiger Austausch erfolgen muss. 10-15 Jahre sind hier eine entsprechende Zeitdauer, die auch von den meisten Versicherungsgesellschaften gefordert werden.
Aber auch der Mast und seine Anbauteile sollten genauestens untersucht werden. Die Mehrheit der Masten besteht aus Aluminium, einem Material, dass bei ungünstig gewählter Materialpaarung starker Korrosion ausgesetzt ist. Insbesondere der Bereich unter Beschlägen kann hier starkem Korrosionsbefall unterworfen sein, wie im Beispiel anhand eines demontierten Beschlages deutlich zu sehen ist.
Solche Korrosionsschäden können zu einer deutlichen Schwächung der Maststruktur mit damit verbundenen Risiken führen. Die Beurteilung möglicher Reparaturen und deren Umsetzung sollte demnach unbedingt durch einen Experten beurteilt oder verifiziert werden.
Weitere Beispiele im Film werden anhand eines gelegten Mastes erläutert. Viele untersuchungsrelevante Bereiche lassen sich bei stehendem Mast nur sehr mühevoll begutachten.
Laufendes Gut, welches vor allem durch zu große Reibung, Scheuerstellen aber auch durch UV-Belastung und Seewasser geschädigt wird. Insbesondere aber auch Bereiche in denen große Krafteinleitung stattfindet sollten sehr sorgfältig geprüft werden. Beschläge von Wanten und Stagen, Lümmelbeschlag, Salingsbeschläge, Fallenaustritte, sowie der Bereich des Mastfußes kommen hier eine besondere Bedeutung zu. Nicht nur bei geschweißten Beschlägen gilt es besonders auf Risse und Beschädigungen zu achten. Auch in allen anderen hoch belasteten Bereichen und in der Nähe von sämtlichen Beschlägen und deren Anbindung an die Struktur muss eine sorgfältige Begutachtung erfolgen.
Beim liegenden Mast lassen sich natürlich auch die oberen Verpressungen der Wanten und Stagen einfacher unter die Lupe nehmen. Sind zum Beispiel einzelne Drahtlitzen, man spricht hier von Kardeelen auffällig, oder gar aus der Verpressung gelöst? Tritt hier Korrosion auf? Das wären bereits Anzeichen für dringenden Handlungsbedarf auch außerhalb der sonst üblichen Intervalle.

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Die im Film gezeigten Beispiele sind natürlich nur einen kleinen Ausschnitt möglicher Untersuchungen an Riggs auf Segelyachten. Gerade in diesem Bereich bedarf es fundierter Kenntnisse um Schäden zu erkennen und mögliche Handlungsweisen daraus ableiten zu können. Nicht immer kann man davon ausgehen, dass sowohl das Design als auch die bisherige Benutzung des Riggs optimal waren. Gerade beim Gebrauchtbootkauf sollte dem Thema so viel Aufmerksamkeit geschenkt werden wie der Beurteilung von Antriebsmaschinen einer Motoryacht.

Belastungen zu verstehen wie sie aus der individuellen Geometrie, den verwendeten Materialien und den sichtbaren Gebrauchsspuren entstehen, erfordert viel Sachkenntnis und Erfahrung. Beim VBS-Sachverständigen finden Sie diese Expertise und können guten Gewissens Ihre Segel setzen.